6 Tipps gegen Betriebsblindheit: Sei auf der Hut vor Deiner Routine

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Betriebsblindheit ist ein Phänomen, von dem die meisten schon einmal gehört haben. Sie gehört zu den eher unerwünschten Erscheinungen, die in Unternehmen mitunter zu finden sind. Doch was genau darunter zu verstehen ist, können die Wenigsten definieren.

Um Dich dagegen zu wappnen, macht Dich unser Ratgeber fit in Sachen Betriebsblindheit und erklärt, was das eigentlich ist, wie Du Betriebsblindheit erkennen und nötigenfalls beseitigen kannst.

Betriebsblindheit – was ist das eigentlich?

Für den Begriff Betriebsblindheit gibt es keine einheitliche Definition. Eine beliebte, jedoch eher allgemeine Definition besagt:

“Betriebsblindheit ist die fehlende Aufmerksamkeit für betriebliche Prozesse“. 

Ja, das ist absolut richtig, jedoch zu undetailliert, um den Begriff wirklich verständlich zu machen.
Die folgende Definition geht etwas mehr ins Detail und benennt auch schon die konkrete Ursache:

“Von Betriebsblindheit spricht man, wenn aktuelle betriebliche Vorgänge nicht mehr neu beurteilt, sondern nur aufgrund von Routine und der Vergangenheit beibehalten und für richtig befunden werden.“

Auch im Lexikon von coaching-report.de ist eine ähnliche Definition zu finden:

“[Betriebsblindheit beschreibt] unangemessene Wahrnehmungs- und Beurteilungstendenzen, die oft durch Routine verursacht sind. Klassisches Merkmal der Betriebsblindheit ist die eingeschränkte Wahrnehmung betrieblicher Abläufe und Zusammenhänge.”

Aus diesen Definitionen können also folgende zwei Kernaussagen abgeleitet werden:

Betriebsblindheit beschreibt mangelnde Aufmerksamkeit und Beurteilung von betrieblichen Vorgängen und Zusammenhängen

Betriebsblindheit entsteht durch Routinen

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Schluss mit Betriebsblindheit in Deinem Unternehmen

Sei auf der Hut vor der Routine, auch wenn Du es für angenehm empfindest

Routinen sind nicht per se schlecht. Manchmal führen sie jedoch dazu, dass Innovationen behindert werden, weil sich zu sehr an Erfahrungswerten orientiert wird. Routinen können also gewissermaßen Scheuklappen sein, die die Sicht auf neue Ideen versperren.

An dieser Stelle kommt dir vielleicht der altbekannte Spruch „Never change a running system“ in den Sinn. Die Dinge laufen wie sie sollen, die Aufgaben sind klar definiert und weil das alles schon immer so lief, gibt es keinen Grund, etwas zu ändern.

Dieses Mindset wird oft auch ironisch als Beamtendreisatz bezeichnet. Diese Liste von „Argumenten“ gegen Veränderung und Innovation liest sich wie folgt:

  • „Das haben wir schon immer so gemacht!“
  • „Das haben wir noch nie gemacht!“
  • „Da könnte ja jeder kommen!“

 

Warum nun solltest du Routinen hinterfragen, wenn mit ihnen alles so schön unkompliziert läuft?
Ganz einfach: Weil wir ansonsten heute immer noch mit Pferdestärke und Manneskraft den Acker pflügen würden. 

Betriebslindheit_Beamtendreisatz_tractionwise

Ein wichtiger Grund ist der stetige gesellschaftliche und technologische Wandel. Besonders in der heutigen Zeit warten neue Erkenntnisse, Technologien und Trends. Einige davon haben das Potenzial, die Gesellschaft tiefgreifend zu verändern und auch betriebliche Angelegenheiten auf den Kopf zu stellen und ganze Geschäftsfelder oder Geschäftsmodelle umzukrempeln.

Ein Beispiel hierfür ist das Internet. Wurde sein Potenzial anfangs von vielen Menschen nicht erkannt und es verspottet, ist es heute ein elementarer Bestandteil unseres Lebens. Stellt euch selbst nur mal die Frage: “Was wäre es heutzutage ohne Internet?” Ich denke, die Antwort ist klar und brauche ich nicht liefern. Auch betriebliche Prozesse haben sich im Laufe der Zeit verändert, aber auch die Art, wie wir mit unseren Kunden kommunizieren, Einkauf und Vertrieb abwickeln und viele weitere Dinge erledigen.

Das Internet ist eine Spielerei für Computerfreaks, wir sehen darin keine Zukunft.

Aufgrund dieses stetigen Wandels ist es unabdingbar, sich kontinuierlich weiterzubilden und neue Entwicklungen auf dem Schirm zu haben.
Natürlich bedeutet das nicht, dass du ab sofort deine Zeit, Geld und Energie in jeden neuen Trend stecken sollst. Es ist jedoch wichtig, eine gewisse Lernbereitschaft an den Tag zu legen und sich mit der Gesellschaft und den Veränderungen in ihr auseinanderzusetzen. Nur so können Potenziale erkannt und genutzt werden. Mein Tipp: Hinterfrage jede Veränderung kritisch. Das heißt aber nicht, dass du sie ablehnen sollst. 

Um das Ganze noch einmal beispielhaft auszudrücken:

Natürlich lässt sich ein Koffer problemlos tragen und so wurde es auch lange Zeit getan. Wird dies jedoch hinterfragt und etwas Innovationskraft spielen gelassen, kommt vielleicht jemand auf die Idee, Rollen an den Koffer zu schrauben.

Auf diese Weise hat eine Innovation (Rollen) einen altbekannten und auch bewährten Prozess (Koffer tragen) deutlich vereinfacht. Voraussetzung dafür war, dass sich nicht mit der alten Methode zufriedengegeben wurde. Hinterfrage für Dich immer den Status Quo.

Hinterfrag Dich selbst

Um diese Gedanken in deinem beruflichen Alltag anzuwenden, solltest Du dir ab und zu die Zeit nehmen, um dir selbst einige Fragen zu stellen. Anhand dieser kannst Du einer möglichen eigenen Betriebsblindheit auf die Spur kommen.

Bist Du gern in Deinem Bereich tätig? Wenn ja:

  • Wann hast Du deine Tätigkeiten und die etablierten Abläufe in Deinem Unternehmen zuletzt kritisch hinterfragt?
  • Wann hast Du zuletzt über mögliche Änderungen nachgedacht und sie auch vorgeschlagen bzw. umgesetzt?
  • Bemühst Du dich aktiv darum, die Arbeit für dich und andere einfacher und effizienter zu gestalten?

Ist dein Produkt oder deine Dienstleistung so unfehlbar, wie Du glaubst?

  • Ist es noch zeitgemäß und erfüllt die aktuellen Bedürfnisse deiner Kunden?
  • Wenn Du nicht aufpasst, wandern deine Kunden vielleicht zum Konkurrenten ab, weil er sich schlichtweg mehr Gedanken macht.
  • Bist Du selbst von der Qualität überzeugt?

Wie intensiv interagierst Du mit Kollegen?

  • Gehen eure Berührungspunkte über Smalltalk und Kantinengespräche über das Wochenende hinaus?
  • Reflektiert ihr eure Arbeit regelmäßig?

Kennst Du das Leitbild deines Unternehmens und kannst es sinngemäß wiedergeben? Wenn ja:

  • Handeln Du und dein Unternehmen in deinen Augen entsprechend? Oder ist es an der Zeit für Veränderungen?

Natürlich gibt es auf all diese Fragen keine wirklich richtige oder falsche Antwort. Sie helfen dir jedoch dabei, herauszufinden, ob und wie sehr Du und dein Unternehmen auf Altbewährtes vertrauen und angewiesen sind, oder ob Du vielleicht schon eine gute Selbstreflexion und Innovationsbereitschaft besitzt. 

6 Tipps, wie Du den Gefahren der Betriebsblindheit aus dem Weg gehen kannst

Um einer möglichen Betriebsblindheit proaktiv vorzubeugen, gibt es verschiedene Mittel. Hier grafisch in der Übersicht und anschließend beschrieben. 

6 Tipps gegen Betriebsblindheit
6 Tipps gegen Betriebsblindheit

Tipp 1: Selbstkontrolle

  • Kontrolliere und hinterfrage regelmäßig deine Arbeitsweise. Die Herausforderung besteht hierbei darin, objektiv zu bleiben.
  • Wichtigste Frage sollte sein: „Denke ich aktiv über meine Arbeit nach oder handle ich nur aus Routine?“

Tipp 2: Dauerhaft kritisch bleiben

  • Kritisches Denken ist ein wichtiges Werkzeug, mit dem verhindert werden kann, dass altbekannte Abläufe und Strukturen erhalten bleiben, weil sie als unersetzlich und fehlerfrei erachtet werden.
  • Sei Dir der Macht dieses Werkzeugs bewusst und setze es bei jedem neuen Projekt ein.
  • Wichtigste Frage hier: „Ist dieser Weg der beste, um die Aufgabe zu erledigen? Oder haben wir ihn nur aus Gewohnheit gewählt, weil wir es immer so gemacht haben?

Tipp 3: Feedback einholen

  • Feedback von Kollegen und Kunden ist wichtig, um die Dinge und auch Dich selbst aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
  • Such den Dialog und tausch dich aus. Vielleicht bist Du nicht der einzige, der manche Routinen kritisch sieht oder an bestimmten Stellen Verbesserungspotenzial erkennt.

Tipp 4: Nutze Werkzeuge & Methoden

  • Eine kluge Philosophie und gute Vorsätze sind nicht immer leicht umzusetzen. Verschiedene Tools können dich dabei unterstützen.
  • Hilfreich sind etwa die folgenden Tools und Methoden:
    • Pugh-Matrix, mit deren Hilfe Lösungsalternativen anhand von Kriterien beurteilt werden
    • Quality Function Deployment (QFD) als Methode, um Kundenanforderungen und -Erwartungen zielgerichtet in Produkte und Dienstleistungen umzusetzen und dabei die richtigen Schwerpunkte zu setzen
    • Walt-Disney-Methode, mit der Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden
    • Business Model Canvas, um Geschäftsmodelle analytisch zu betrachten
    • TRIZ-Methode, mit der Denkbarrieren überwunden und Lösungen auf erfinderische Weise gefunden werden können
  • Achtung: „A fool with a tool is still a fool“. Um manche Methoden und Werkzeuge sinnvoll einzusetzen, sind unter Umständen gewisses Know How und Erfahrung notwendig. Zögere nicht, dir Unterstützung zu suchen.

Tipp 5: Lass Dich inspirieren

  • Kulturelle Angebote, Messen oder Museen sind eine gute Möglichkeit, neue Ideen, Erfahrungen und Perspektiven von neuen Menschen kennenzulernen. Neues zu erfahren hilft dabei, festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen.
  • Meetups, Startup-Nights und ähnliche Veranstaltungen sind ideal für einen Austausch und das Kennenlernen neuer Ideen und Geschäftsmodelle. Besonders im Startup-Bereich enden nicht alle Ideen mit einem Erfolg. Aber auch diese bewusste Kultur des Scheiterns und die daraus gewonnen Erfahrungen, idealerweise von Dritten, sind wertvoll, um deinen eigenen Horizont zu erweitern.
  • Science-Fiction-Literatur kann auch dabei helfen, seinen Geist für Neues zu öffnen. Die Beschäftigung mit Zukunftsvisionen trainiert dabei den „Möglichkeitssinn“, den Sinn für das, was nicht ist aber sein könnte. Wir sprechen immer vom “Wachstumsdenken”. Was wir damit meinen liest Du in unserem Artikel Growth Killer

Tipp 6: Trag zur Veränderung bei

  • Habe den Willen zur Veränderung. Deine Einstellung ist wichtig, um Veränderungen zu ermöglichen und Betriebsblindheit zu verhindern.
  • Routinen sind mitunter bequem und Lernprozesse mit Arbeit verbunden. Letztendlich lohnt sich der Aufwand aber, deswegen solltest Du den inneren Schweinehund besiegen. Oder willst Du stehenbleiben? 
  • Gehe dabei mit gutem Beispiel voran und motiviere so deine Kollegen, es dir gleichzutun. Veränderung lässt sich am besten gemeinsam erreichen.

Fazit

Der Begriff Betriebsblindheit beschreibt mangelnde Aufmerksamkeit für betriebliche Vorgänge, die durch Routinen verursacht wird. Um sie zu erkennen und ihr vorzubeugen ist es wichtig, vorhandene Prozesse und das eigene Handeln zu hinterfragen und sich stets mit Neuheiten und Veränderungen auseinanderzusetzen. Dabei muss die Bereitschaft zur Veränderung und Innovation vorhanden sein. Verschiedene Fragestellungen und Methoden können bei der Selbstreflexion und dem Sammeln von Ideen behilflich sein.

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About Me

Als Customer Insights Experte und zertifizierter Scrum Product Owner erlebe ich täglich, wie wichtig eine kundenzentrierte Produkt- und Marketingentwicklung ist. 

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